Hallo ihr Lieben,
einerseits wollte ich das Thema Windeln oder Trocken werden nicht mehr auf dem Blog ansprechen, doch andererseits gibt es noch so viele veraltete Meinungen dazu, sodass ich unsere Erfahrungen mit euch teilen wollte.
Ich möchte euch heute von unserem Versuch, die Windel in der Nacht wegzulassen, berichten. WAS?? Olli trägt nachts noch eine Windel, mit 4 Jahren?? Das denken sich jetzt vielleicht einige, andere sind bei dem Thema vielleicht ganz entspannt. Ich kann dazu nur sagen, dass soll bitte jeder für sich entscheiden, wie es bei seinem Kind funktioniert oder was man ausprobiert oder was auch immer. Ich dachte auch immer, mein Kind müsse die Windel nach einigen Jahren loswerden, nun denke ich darüber doch viel entspannter und mache mir in der Hinsicht keinen Stress mehr, Stress hat man im Leben schon genug. Blöde Kommentare blende ich mittlerweile aus. Sowas braucht kein Mensch.
Achtung Spoiler-Alarm: Wie der Titel des Beitrags es eigentlich schon verrät, blieb es bei einem Versuch und keinem absoluten Erfolg.
Prolog
Seitdem Olli 2;2 Jahre alt ist, braucht er am Tag keine Windel mehr. Das hat auch wirklich gut geklappt mit der Sauberkeitsentwicklung tagsüber. Wir haben öfter auch mal Zeiten, in denen wir Rückschritte machen, die sich tagsüber dahingehend zeigen, dass er zu faul ist, z. B. wenn wir Besuch haben und er völlig überdreht ist oder ähnliches. Doch nachts sieht die Sache ganz anders aus. Auch da hatten wir schon viele erfolgreiche Nächte, aber die sind schon einige Zeit her.
Ich war und bin noch der Meinung, die Windel kommt erst weg, wenn sie über einen längeren Zeitraum jede Nacht trocken blieb. Dann hat er es geschafft. Doch der schlauste Mann der Welt war da anderer Meinung. Er habe von anderen gehört, wie sie die Windel nachts losgeworden seien.
1. Akt
Anfang September hatten wir 1 Woche Urlaub. Ich konnte André dazu überreden, den Start in diese Woche zu legen, das würde weniger Stress bedeuten. Die ersten Tage ließen wir erstmal die Windel beim Mittagsschlaf weg und waren sofort erfolgreich. Die letzten Windeln wurden noch ein paar Tage in der Nacht aufgebraucht. Dann kam die 1. Nacht ohne Windel. In der Nacht gab es schon nach ein paar Stunden Schlaf einen Unfall. Noch weitere 2 Male musste er mal, ging aber fleißig auf den Topf. Ich dachte, Andrés Vermutung, Olli sei nachts zu faul, aufzustehen, würde sich bestätigen. Auch in den nächsten Nächten war es so, dass es nach ein paar Stunden einen Unfall gab und er danach aber weiterschlief und bis morgens anhielt. Nach der Urlaubswoche klappte es im Kindergarten sehr gut beim Mittagsschlaf. Das hätte mir ja erstmal schon mal gereicht. Endlich war auch die 1. trockene Nacht gekommen. Ich war am nächsten Tag sehr stolz auf ihn.
2. Akt
Bei der einen Nacht blieb es dann auch, es ging weiter wie zuvor. Zum Wochenende machen wir meist die Ausnahme, dass Olli und ich in unserem Bett am Abend kuscheln und er bei uns schläft. In der Nacht wurde ich wach und hörte Olli pullern, er bekam es nicht mit. Er wurde nicht mal wach, als ich ihn wecken wollte. Als er halbwach war, war ein großes Drama angesagt, da Olli mit der Situation, wie eigentlich jede Nacht, total überfordert war. Die nassen Sachen ausziehen, neue Sachen anziehen, Betten abziehen. Mein Tipp hierzu ist übrigens, dass Bett doppelt zu beziehen: 1. Matratzenschutz, 1. Bettlaken, 2. Matratzenschutz, 2. Bettlaken. So geht es in der Nacht viel schneller.
Nun ja es wurde geweint und geschrien. Er war kaum zu beruhigen. André versuchte sein Glück. Ich war zu aufgebracht, war wütend, aber ich wusste nicht so richtig worauf. Am nächsten Morgen fragte Olli mich, warum ich in der Nacht mit ihm böse war. Da war ich auch etwas böse auf mich selbst, weil er die Wut so gespürt hat. Es war so, dass mir das tägliche Waschen, manchmal auch 2-mal echt auf den Keks ging.
3. Akt
Es passierte leider auch wieder beim Mittagsschlaf. In der letzten Nacht vom Versuch, musste Olli auf einem Strandtuch schlafen, weil alle Bettlaken gewaschen wurden. Ich hatte die Nase voll, erst Recht, nachdem es auch im Kindergarten passiert war. André und ich einigten uns, dass wir den Versuch abbrechen. Ich war so froh, ehrlich gesagt, Olli war einfach noch nicht soweit. Auch im Kindergarten teilte man meine Meinung und man sagte mir, dass das ja nicht schlimm ist und dass es noch von ganz alleine kommt. Schon vorher äußerte die Erzieherin Bedenken, dass es für Olli ja nicht gut sei, jede Nacht diesen Misserfolg zu erleben. So etwas hatte damals schon mal die Tagesmutter geäußert, dass dies nicht hilfreich sei für Kinder. Die Windel ist nun beim Schlafen wieder an und wir werden sehen, wann es klappt.
Wissenswertes
Wie ich aber bin, beschäftige ich mich mit solchen Themen gerne mal und lese auch mal genauer nach. Sozialpädagogen raten Eltern dazu, nicht zu drängeln oder Druck auszuüben. Erst nach dem 5. Geburtstag ist eine medizinische Erkrankung möglich, die Enuresis, das unwillkürliche Einnässen in der Nacht. Es handelt sich dabei um eine der häufigsten chronischen Erkrankungen im Kindesalter. Selbst bei der Einschulung sind es fast 10 % der Kinder, die ihre Blase in der Nacht noch nicht unter Kontrolle haben.
Der Weg zum Arzt folgt, zunächst erfolgt der Ausschluss eines Harnwegsinfekts sowie die Prüfung ob und welche Therapie notwendig sein könnte. Das Trinkverhalten sollte angeschaut werden, über den Tag sollte bereits eine Trinkmenge von bereits 75 % getrunken worden sein. Der Kindergarten bestätigt uns oft, dass Olli tagsüber ausreichend trinkt, am Abend gibt es nicht mehr viel, meist ein kleiner Becher Milch und ein halbes Glas Wasser.
Das Fassungsvermögen der Blase spielt in der Sache aber auch eine wichtige Rolle. In dem Fall kann ein spezielles Blasentraining helfen, am besten geführt durch einen Arzt. Das Ziel ist es, das Fassungsvermögen zu steigern, in dem der Toilettenbesuch immer ein paar Minuten hinausgezögert wird.
Der Grund, warum viele Kinder in der Nacht nicht aufwachen ist, dass sie es einfach nicht mitkriegen. Dies war auch bei Olli der Fall, oft muss er schon länger im nassen Bett und nassen Schlafanzug weitergeschlafen haben, da es sich nicht frisch nass anfühlte. Auch in der oben beschriebenen Nacht war es der Fall, dass Olli gar nicht mitgekriegt hat, dass er eingepullert hat. Es handelt sich dabei um eine Aufwachstörung, eine Reifeverzögerung bestimmter Nervenstrukturen. Doch eigentlich sollte die nächtliche Urinproduktion durch das Hormon ADH gedrosselt werden. Es ist aber möglich, dass dieses Hormon bei manchen 5- oder 6-jährigen noch nicht ausreichend produziert wird. Eine Medikation mit einer Imitation des Hormons wäre möglich.
Wichtig ist dabei ein klärendes Gespräch mit dem Kinderarzt, der weiß genau, wie er helfen kann.
Manchen Eltern hilft die Erkenntnis, dass es sich dabei nicht um einen Erziehungsfehler handelt, weder Eltern noch Kind machen etwas falsch. Ich bin mir ganz sicher, das Thema löst sich von ganz allein, wenn der Zwerg soweit ist.
Mit diesem Artikel möchte ich allen Eltern nur Mut machen, habt Vertrauen, dass eure Kinder das alleine schaffen können.
Liebe Grüße
Sabrina