Hallo ihr Lieben,
das 2. Mal Mama werden hat mich komplett verändert oder besser gesagt, mehr zu dem Menschen gemacht, der ich bin. Es hat mir in vielen Dingen die Augen geöffnet und ist ein richtiger Wachmacher gewesen. Schon ein paar Jahre vorher habe ich den Drang verspürt, etwas zu verändern. Ich habe mich ständig hinterfragt und Dinge an mir entdeckt, die ich vorher nie einsortieren konnte. Meine Hochsensibilität zu entdecken und anzuerkennen, war ein großer Schritt in den letzten Monaten für mich.
Hochsensibilität? Jetzt spinnt die Alte völlig. Ist sie krank? Nein, es gibt sehr viele Menschen mit dieser Charaktereigenschaft und irgendwie ist sie auch eine Superkraft. Hochsensible Menschen (kurz HSPs) fühlen, hören und riechen intensiver und sind in der Lage, Reize jeglicher Art stärker und intensiver wahrzunehmen. Zum Beispiel können sie versteckte Emotionen anderer erspüren und Spannungen zwischen Personen wahrnehmen.
Das ist Fluch und Segen zugleich, denn es handelt sich dabei nicht nur um positive, sondern auch negative Gefühle. Das Ganze kann zu psychischen Belastungen führen, wenn man es als HSP nicht schafft, die Reizüberflutung zu filtern und sich abzugrenzen. Ich vergleiche das mal mit einem Baby, denn die haben diese Fähigkeit noch nicht erlernt. Sie weinen dann viel, schreien und/oder schlafen schlecht.
Etwa 20 % der Weltbevölkerung ist hochsensibel, manche ohne es überhaupt zu wissen. So wie ich bisher, ich habe mich nur oft gefragt und gewundert, warum mir manche Situationen Unbehagen und Schwierigkeiten bereiten. Dazu aber später mehr.
Bevor ich mehr auf das Thema eingehe, komme ich kurz dazu, wie ich dazu gekommen bin, zu hinterfragen, ob ich vielleicht hochsensibel bin und wie ich mir selbst helfen kann, aus dieser „Opferrolle“ herauszukommen. Meine liebe Jenny von Berggeschwister hat dieses Thema auf ihrem Blog und Instagram-Account aufgenommen und darüber geschrieben und informiert. Sie selbst ist auch hochsensibel. Ich habe mich sofort abgeholt und verstanden gefühlt und auch total wiedererkannt.
Wir schreiben regelmäßig miteinander und schicken uns auch viele sehr persönliche Sprachnachrichten. Daher kennen wir uns schon ziemlich gut, ohne uns bisher aufgrund der Entfernung begegnet zu sein. Als ich ihr schrieb, dass ich mich in ihren Texten wiedererkenne, meinte sie, dass sie bei mir schon länger das Gefühl hatte, dass ich diese Charaktereigenschaft mit ihr teile. In verschiedenen Tests habe ich mich ebenfalls erkannt und habe es mir zur Aufgabe gemacht, diese Charaktereigenschaft genauer kennen zu lernen.
Nun nenne ich euch mal ein paar Beispiele aus meinem Leben, in denen ich gemerkt habe, dass ich „anders“ bin und mir Dinge dadurch viel schwerer fallen.
1. HSPs spüren die Emotionen anderer Menschen als wären es die eigenen:
Bei meiner ersten Beerdigung innerhalb der Familie auf der ich war, spürte ich dies zum ersten Mal und die Trauer übermannte mich, obwohl ich der verstorbenen Person nicht einmal nahe stand. Doch die Emotionen von über 20 traurigen Personen war viel zu viel für mich, sodass ich bei der nächsten Beerdigung im Familienkreis am liebsten abgesagt hätte. Hatte ich sogar und schob meinen damals noch kleinen Sohn vor. Das kam aber nicht gut an. Bei der 3. Beerdigung innerhalb der Familie war es mir vollkommen egal, wie nahe wir uns standen, ich nahm die Gefühle einfach an und war nur am Weinen. Mittlerweile habe ich gelernt, mich davon etwas abzugrenzen. Neulich hatte der Zwerg einen Auftritt bei der Einschulungsfeier der neuen 1. Klasse. Natürlich war ich total stolz. Da waren aber bestimmt auch 70 weitere Personen, deren Stolz gegenüber ihren Kindern ich spürte. Ich nahm es kurz an, atmete tief durch und sagte mir innerlich, dass es nicht meine Gefühle sind. Das half mir und so brach ich nicht in Tränen aus, das ein oder andere Tränchen musste ich trotzdem wegwischen.
2. HSPs nehmen Geräusche, Gerüche oder helles Licht stärker wahr:
Es ist abends, der Wasserkocher läuft für den Abendbrei, das Babymädchen zieht am Bein und jammert, weil es auf den Arm möchte. Der Papa will sich mit mir unterhalten, der Zwerg klopft mit dem Spielzeug vom Babymädchen auf dem Boden und im Hintergrund läuft auch noch das Radio. Eine Situation, aus der ich am liebsten flüchten möchte. Während nicht-hochsensible Menschen die Hintergrundgeräusche gut filtern können, das Babymädchen einfach hochnehmen und sich auf die Unterhaltung konzentrieren, kann ich das einfach nicht. Mir wird alles zu viel. Gereizt wende ich mich an irgendeine Geräuschquelle, ruhig zu sein.
Starke Gerüche bereiten mir schnell Kopfschmerzen und das gleiche gilt für helles Licht. Im Sommer sieht man mich daher draußen eigentlich nie ohne Sonnenbrille.
3. Regelmäßige Ruhepausen und der Rückzug von zu vielen äußeren Reizen ist sehr wichtig:
Nachdem wir aufs Dorf gezogen sind und ich meiner Arbeit im Home Office nachgehen konnte, bin ich erst so richtig aufgeblüht. Denn es ist genau das, was ich am meisten brauche. Meine Ruhe.
Mit diesem ersten Einblick in meine Welt als Hochsensible soll es das für heute erst einmal gewesen sein. Gerne möchte ich euch noch mehr Informationen auf den Weg geben, damit ihr mich und Gleichgesinnte besser verstehen könnt. Vielleicht entdeckt der ein oder andere die Hochsensibilität ebenfalls an sich.
Liebe Grüße
Sabrina
Toller Beitrag und der zeigt auch direkt: eigentlich ist Hochsensibilität bei allen ähnlich, aber trotzdem fällt sie bei jedem etwas anders aus. Aber vor allem viele Geräusche sind auch mein persönlicher Endgegner!
Liebe Grüße, Jenny (:
Vielen Dank, ja mir ist auch aufgefallen, dass es bei den meisten Menschen sehr viele Parallelen gibt, aber trotzdem auch Unterschiede oder ein Merkmal ist mehr ausgeprägt. Menschen sind halt verschieden. Jeder hat ja auch auf seine Hochsensibilität eine andere Sichtweise. Während ich sonst immer dachte, das ist so dämlich wie ich bin, sehe ich das jetzt auch ganz anders.
Liebe Grüße